Wasserschutzbrot, so heißt die schon 2014 gestartete Aktion, die von der Bezirksregierung Unterfranken ins Leben gerufen und vom ortsansässigen Wasserversorger, der Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH (TWV) unterstützt wird. Von den Bürgern wird die Aktion Wasserschutzbrot bereitwillig angenommen.
In bereits mehr als hundert Bäckereien im Raum Würzburg und Umgebung ist das besondere Wasserschutzbrot erhältlich. Durch den Kauf dieses Brotes kann jeder Bürger seinen Teil zur Verbesserung des Trinkwassers in der Region beitragen. Denn die Qualität des Grundwassers ist ein Thema, das alle angeht. Aus diesem Grunde entwickelte die Regierung Unterfranken diese besondere Aktion zum Grundwasserschutz. Denn Brot ist neben Wasser eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel. Das die Qualität beider Nahrungsmittel voneinander abhängt und warum das so ist, ist jedoch kaum jemandem bewusst. Die Grundwasserqualität leidet unter dem Anbau von Weizen und anderen Rohstoffen, die zur Brotherstellung essenziell sind. Denn hier kommen unter anderem Dünger zum Einsatz, durch die der Nitratwert im Grundwasser in die Höhe schießt. Diesen Kreislauf ins Positive umzukehren und vor allem das Bewusstsein der Verbraucher zu schärfen ist Plan und Wunsch der Regierung – umgesetzt in Form der Aktion Wasserschutzbrot. Für Bäckereien der Aktion Wasserschutzbrot wurden im Jahr 2021 selbst durch eine Urkunde für ihren besonderen Beitrag zum Grundwasserschutz in Niederbayern ausgezeichnet.
Wasserschutzbrot: nur minimaler Mehrpreis bei Brotkauf für Grundwasserschonenden Weizenanbau
Der Würzburger Wasserversorger TWV hat besonderes Interesse an der Qualitätsoptimierung des Grundwassers und beteiligt sich daher am Projekt Wasserschutzbrot. Das dem Wasserversorger viel an der Verbesserung der Grundwasserqualität liegt, stellt die TWV bereits seit einigen Jahren in einer beispiellosen Zusammenarbeit mit den Landwirten unter Beweis. Die TWV leistet neben umfangreicher Beratung auch Ausgleichszahlungen, wenn Landwirte eine langfristige Senkung des ausgebrachten Nitrats erzielen.
Denn dieses Nitrat ist eine Hauptursache für steigende Aufbereitungskosten für Trinkwasser. Die Trinkwasserverordnung sieht vor, dass im Trinkwasser der Nitratwert nicht über 50 Milligramm je Liter liegen darf. Um diese Qualität zu erreichen, sind in 50 Prozent aller Grundwasseraufbereitungen der Region umfangreiche Maßnahmen notwendig. Diese wiederum müssen auf die Trinkwasserpreise umgelegt werden.
Hauptursächlich für diesen hohen Nitratwert ist die enorme Stickstoffeintragung von Seiten der Agrarwirtschaft in die Böden. Eine ebenfalls ausschlaggebende Ursache sind zudem klimatische und geologische Voraussetzungen der Region. So fällt beispielsweise in der Region Würzburg nur 660 Milliliter Niederschlag pro Jahr. Klüftige Untergründe und relativ undurchlässige Böden, gepaart mit derart wenig Regen, begünstigen die Stickstoffanreicherung im Boden. Diese geologischen und klimatischen Voraussetzungen sind jedoch nicht zu beeinflussen. Die Stickstoffanreicherung durch die Landwirtschaft jedoch schon. Doch wie hängt all das mit dem Wasserschutzbrot zusammen?
Landwirtschaft, Nitrat im Grundwasser, steigende Trinkwasserkosten
Landwirte der Region, sechs Mühlen sowie viele Bäckerbetriebe in Würzburg nehmen am Projekt Wasserschutzbrot teil. Die Hintergründe:
Wird Getreide angebaut, wirkt sich dies stark auf das Grundwasser und somit auf die notwenigen Verfahren zur Aufbereitung aus.
Landwirte haben allgemein das Ziel, den Eiweißanteil im angebauten Weizen so hoch wie möglich zu halten, da dieser über die schlussendlichen Weizenpreise entscheidet. Um dies zu erreichen, wird rund zwei Monate vor der Ernte mineralischer Stickstoffdünger ausgebracht. Die Pflanzen nehmen jedoch nur einen geringen Teil des Stickstoffs auf. Der übrige Teil verbleibt im Boden, wo er durch Niederschläge ausgewaschen wird und in Form von Nitrat ins Grundwasser gelangt.
Grundwasserschonender Weizenanbau: Sensibilisierung der Verbraucher
Das Wasserschutzbrot hat vor allem die Aufgabe, die Verbraucher zu sensibilisieren. Weniger intensive Landwirtschaft ist auf lange Sicht eine gute Investition – auch für Verbraucher. Je mehr Nitrat im Grundwasser vorkommt, desto umfangreicher sind die Aufbereitungsschritte. Dies wiederum wirkt sich auf den Trinkwasserpreis aus. Daher ist dem TWV insbesondere eine Sensibilisierung der Verbraucher durch das Projekt Wasserschutzbrot wichtig.
Mit dem Wasserschutzbrot erhalten die Kunden ein hochwertiges, nachhaltig angebautes und nur minimal kostspieligeres Brot, das aus der Region stammt und schlussendlich ebenso durch hervorragenden Geschmack überzeugen kann, wie mehrere Auszeichungen durch das Deutsche Brotinstitut e.V bezeugen.
Verbraucher können durch das Wasserschutzbrot ihren Teil zum Grundwasserschutz beitragen
Die Verkaufsstellen des Wasserschutzbrots können auf der Webseite der Initiative Wasserschutzbrot eingesehen werden.
Informationen zu den Auswirkungen, die beispielsweise Nitrat im Trinkwasser hat, finden Sie im IVARIO-Trinkwasser-Blog.
Sie nutzen einen eigenen Trinkwasserbrunnen? Dann ist die Kontrolle der Wasserqualität von besonderer Bedeutung – auch und gerade in Hinblick auf den Nitratwert. Mehr Informationen dazu und die Möglichkeit, schnell und einfach einen Brunnenwassertest durchzuführen, ebenfalls hier im IVARIO-Trinkwasser-Blog.
Bildquelle Beitragsbild: www.br.de
Hallo! Habe gerade den Beitrag auf Radio1 verfolgt und wollte hier nachlesen. Heißt das nun, dass das Wasserschutzbrot weniger Eiweiß enthält? Steht hier leider nicht, Minunspunkt, habe das Gefühl beim Lesen gehabt, Honig um den Bart geschmiert zu bekommen. Weniger Eiweiß im Brot ist bei unserer Ernährungsweise nicht tragisch. Zusammengefasst: ich würde das Brot kaufen, möchte aber voll informiert werden.
Hallo Frank,
vielen Dank für Ihren Kommentar.
Selbstverständlich sind wir bemüht, keine Fragen offen zu lassen. Hin und wieder geschieht dies dennoch, daher danken wir Ihnen für Ihren Hinweis.
Grundsätzlich liegt es nicht in unserer Absicht, unseren Lesern „Honig um den Bart zu schmieren“. Ziel ist die reine Information und der Hinweis auf derartige Aktionen.
Mit dem grundwasserschonenderen Anbau wird eiweißärmerer Weizen produziert. Normalerweise wird durch entsprechend intensive Düngung sehr eiweißhaltiger Weizen angebaut, da der Eiweißanteil der Körner mitunter über den Weizenpreis entscheidet.
Auf diese grundwasserbelastende Düngung wird im Zuge der Aktion zum Teil verzichtet, woduch eiweißärmerer Weizen produziert und zugleich das Grundwasser geschützt wird.
Demnach weist selbstverständlich auch das daraus entstehende Brot weniger Eiweiß auf. Desweiteren gebe ich Ihnen Recht: Selbstverständlich ist es, zumindest bei der hierzulande üblichen Ernährungsweise, in aller Regel absolut nicht schädlich, weniger Eiweiß durch Brot aufzunehmen. Ziel der Aktion ist es daher mitunter, den Menschen aufzuzeigen, dass es sich lohnt Produkte zu kaufen, die (umwelt-)schonend angebaut und produziert wurden. Denn diese sind in aller Regel mindestens ebenso hochwertig wie günstige Alternativen, zu deren Herstellung jedoch unter Umständen der Umwelt geschadet wird.
Ich hoffe, Ihre Fragen beantwortet zu haben. Mehr Auskunft zum Wasserschutzbrot erhalten Sie sicherlich in einer der teilnehmenden Bäckereien.
Ihre IVARIO-Redaktion