Weichmacher im Trinkwasser und der Nahrung – eine echte Gefahr für die Gesundheit

Bereits seit Jahren warnen Experten davor, dass sich Weichmacher in Plastikflaschen lösen und so in das vermeintlich saubere Trinkwasser gelangen. Münsteraner Forscher fanden heraus, dass vor allem in PET-Flaschen Mikroplastik nachweisbar ist. Doch auch an anderer Stelle lauern die Gefahren durch Weichmacher: Sind in der eigenen Leitungswasserinstallation Kunststoffleitungen verbaut, könnte sich eine nennenswerte Konzentration Weichmacher im Trinkwasser befinden. Denn die Leitungen können über einen langen Zeitraum giftige Stoffe, die sich im Weichmacher befinden, ans Wasser abgeben. Gerade ungeborene Babys im Mutterleib und Säuglinge sind gefährdet: Tierversuche konnten zeigen, dass die Entwicklung eines heranwachsenden Babys durch Weichmacher in vielerlei Hinsicht beeinträchtigt werden kann.

Was Weichmacher genau sind, wie die sogenannten Phthalate ins Trinkwasser gelangen können und welche Gefahren von ihnen ausgehen, lest ihr in diesem Artikel.

Was sind Weichmacher?

Weichmacher sind die Bestandteile, die eingesetzt werden, damit aus normalerweise sprödem und hartem Kunststoff ein flexibles Material wird, das etwa bei flexiblen Wasserleitungen an Spülbecken eingesetzt wird. Sie sind also dafür verantwortlich, dem Plastik Elastizität und Biegsamkeit zu verleihen. In erster Linie bestehen sie aus Phthalaten. Hierbei handelt es sich um Verbindungen aus Phthalsäure und anderen Alkoholen.
Überaus umstritten ist der Einsatz von Weichmachern in der Herstellung von Kinderspielzeugen oder Getränkeflaschen aus Plastik. Aufgrund ihrer gesundheitsschädigenden Wirkung sind einige Phthalate bereits seit 2005 in der Herstellung von Spielzeug und Babyartikeln verboten.
Dennoch werden in Westeuropa jährlich etwa eine Million Tonnen Weichmacher produziert. Hiervon werden 90 Prozent zur Herstellung von Weich-PVC (Polyvinylchlorid) verwendet.

Zu den am häufigsten verwendeten Phthalaten zählen:

  • Di-isodecylphthalat (DIDP)
  • Di-isononylphthalat (DINP)
  • Di(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP)
  • Dibutylphthalat (DBP)
  • Di-isobutylphthalat (DIBP)
  • Benzylbutylphthalat (BBP) sowie
  • DPHP.

Seit 2015 sind die Weichmacher DEHP, DBP, BBP und DIBP von der EU aufgrund ihrer fruchtbarkeitsgefährdenden und fortpflanzungsgefährdenden Wirkung als sogenannte „Substanzen mit besorgniserregenden Eigenschaften“ (SVHC) eingestuft und dürfen deshalb nur noch mit Sondergenehmigung der EU (EU-Chemikalienverordnung (REACH)) eingesetzt werden.

Warum können Weichmacher im Trinkwasser sein?

Geringe Konzentrationen von Weichmachern sind aufgrund der breiten Verwendung immer in Luft, Oberflächengewässern und auch im Boden vorhanden – weshalb wir alle jeden Tag Weichmachern ausgesetzt sind und sie auch in unserem Trinkwasser bereits nachgewiesen werden konnten. Dies kann zu allererst daran liegen, dass in älteren Wasserinstallationen Phthalate in elastischen Wasserleitungen verbaut worden sein können. Diese Leitungen geben bei der Benutzung Stoffe ans Wasser ab, so dass Weichmacher im Trinkwasser nicht ausgeschlossen sind.
DEHP war bis vor wenigen Jahren das am häufigsten eingesetzte Phthalat, wurde jedoch in der Zwischenzeit teilweise durch weniger gesundheitsgefährdende Alternativen ersetzt. DEHP fällt durch fortpflanzungsgefährdende Eigenschaften auf, so dass es immer seltener verwendet wird.

Trotzdem können sich in vielen Gegenständen noch immer andere Weichmacher befinden, so etwa in Lebensmittelverpackungen, Kosmetika, Bodenbelägen, Spielzeugen oder Gleitmitteln. Es lohnt sich also beim Einkauf auf den Hinweis „bpa frei“ zu achten. Die Abkürzung „BPA“ steht für Bisphenol A. Hierbei handelt es sich um eine andere Verbindung, die bei der Herstellung von Plastik bzw. Kunststoff zum Einsatz kommt und der ebenfalls gesundheitsschädigende Eigenschaften zugesprochen werden. Klarzustellen ist, dass Bisphenol A (BPA) nicht zur Gruppe der Weichmacher gehört. Weitere Infos zu BPA geben wir in unserem Blogbeitrag „Bisphenol A (BPA) im Trinkwasser„.

Auch Gewässer oder Böden, die in der Nähe von Weichmacher-verarbeitenden Industrien gelegen sind, können das Eintrittstor ebenjener in den Wasserkreislauf sein. Erschwerend hinzukommt, dass es sich um schwerflüchtige Verbindungen handelt, die sich über einen längeren Zeitraum weiter verteilen und gut an andere Partikel wie (Haus-)Staub anheften. So können sie über weite Strecken transportiert werden.
Ein weiterer konkreter Weg, wie Weichmacher ins Trinkwasser gelangen, ist durch die Reinigung von PVC-Böden oder PVC-bedruckter Kleidung. Da Weichmacher in PVC chemisch nicht festgebunden sind, können sie durch Abrieb, Auswaschen oder Ausgasen freigesetzt werden und beispielweise mit Abwasser in den Wasserkreislauf gelangen.

In Kläranlagen oder gar in der Landwirtschaft kann es ebenfalls dazukommen, dass Weichmacher ins Grundwasser geraten, nämlich wenn Böden mit durch Weichmacher angereichertem Klärschlamm oder Insektizidanwendungen verunreinigt werden.
Doch nicht nur das Leitungswasser ist gefährdet: Auch PET-Getränkeflaschen stehen seit vielen Jahren in der Kritik, da bei ihrer Herstellung Weichmacher verwendet werden, die an das Getränk abgegeben werden können.

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Grenzwerte für Weichmacher im Leitungswasser

Die Trinkwasserverordnung hat für über 50 Stoffe Grenzwerte festgelegt, anhand derer eine penible Qualitätskontrolle des Wassers, das die Versorger an die Haushalte liefern, durchgeführt wird. Für Weichmacher jedoch gibt es keinen konkreten Wert. Die einzelnen Phthalate werden bislang als gesonderte Stoffe bewertet. Dementsprechend gelten unterschiedliche Grenzwerte für die jeweiligen Phthalate, die in Weichmachern enthalten sein können. Im Gespräch ist allerdings eine gemeinsame Bewertung aller Phthalate als Gruppe, da vermutet wird, dass sich die Wirkung der einzelnen Stoffe bei gemeinsamer Verwendung addiert.

Die Gesundheit in Gefahr: Welche Auswirkungen haben Weichmacher im Trinkwasser?

Die unterschiedlichen Phthalate wirken auf verschiedenste Weise auf den menschlichen Organismus. Sie gelten als extrem gesundheitsschädlich, da sie sich oft negativ auf den Hormonhaushalt auswirken oder zumindest mit Veränderungen des Hormonhaushalts in Verbindung gebracht werden. Schon die Aufnahme winziger Mengen, so wird gemutmaßt, erzeugt eine ähnliche Wirkung wie die Einnahme von Hormonpräparaten. Beispielsweise besteht der Verdacht der Beeinträchtigung der männlichen Fortpflanzung, nämlich der Hoden oder der Qualität der Samenflüssigkeit, durch Weichmacher.
Während Versuchen an Tieren konnte die Forschung konkret zeigen, dass Weichmacher sich auf die Hormondrüsen auswirken, darunter die Schilddrüse und die Hirnanhangsdrüse, die wichtige Funktionen im gesamten Organismus steuern. Auch leberschädigende Auswirkungen sind bekannt.
Insbesondere ungeborene Babys und Säuglinge sind gefährdet. Werden beispielsweise Weichmacher im Trinkwasser aufgenommen, sind Beeinträchtigungen der Entwicklung möglich, denn einige Weichmacher können nachweislich die Plazentaschranke passieren und so das heranwachsende Kind im Mutterleib schädigen. Geringeres Körpergewicht des Kindes, retardiertes Knochenwachstum und Missbildungen sind einige der möglichen Folgen, wie Tierversuche zeigten. Vor allem Familien sollten daher sicherstellen, dass ihr Trinkwasser absolut unbelastet ist und keine Weichmacher im Trinkwasser vorhanden sind.

Babywasser keine Alternative: enthaltene Weichmacher möglich

Wenn Eltern nun denken, sie seien mit „Babywasser“ zur Zubereitung der Babynahrung besser beraten als etwa mit Leitungswasser, so sei ihnen gesagt: Spezielles Baby-Trinkwasser aus dem Supermarkt ist keine Alternative, denn sie sind nicht unbedingt phthalatfrei. Auch in dem im Supermarkt zu kaufenden Produkt extra für Babys können gesundheitsbeeinträchtigende Stoffe, wie z. B. Weichmacher, enthalten sein. Es ist daher ratsam, sich die hohen Kosten für diese Artikel zu sparen, denn unser Leitungswasser ist grundsätzlich bestens geeignet. Mit einem speziellen Baby-Trinkwassertest könnt ihr euer Trinkwasser entsprechend überprüfen lassen. Heutzutage sind solche Wassertests kinderleicht ohne Fachwissen selbst durchführbar. Einen Test, der speziell Wasser auf für Säuglinge schädliche Stoffe untersucht, findet ihr hier. So investiert ihr einmal und könnt fortan ohne Bedenken euer günstiges Leitungswasser auch zur Zubereitung von Babynahrung benutzen.

Test auf Weichmacher im Trinkwasser gibt Sicherheit

Weichmacher im Leitungswasser können mit einer professionellen Wasseranalyse nachgewiesen werden, so dass belastete Leitungen innerhalb des eigenen Trinkwassersystems erkennbar werden.
Das eigene Wasser kontrollieren zu lassen, erfordert nur wenige Handgriffe. Die Analyse auf Weichmacher im Trinkwasser gibt so schnelle Klarheit darüber, ob das eigene Leitungswasser nicht nur frei von Belastungen durch giftige Schwermetalle und Bakterien ist, sondern auch phthalatfrei, also frei von gesundheitsschädigenden Weichmachern.

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